Aktuelles aus der Homöopathie

Kurkuma als Heilmittel

22.11.2019

Kurkuma kennen Sie von indischen Gerichten: Die charakteristische gelbe Farbe von Currys kommt durch Gelbwurz zustande, die ein wesentlicher Bestandteil vieler asiatischer Gewürzmischungen ist. In Indien hat Kurkuma in Küche und Heilkunde eine lange Tradition. Basierend auf diesen jahrhundertealten Erkenntnissen interessiert sich die moderne Medizin zusehends für die heilende Kraft der Gelbwurz.

wie sinnvoll ist die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln?

Was ist Kurkuma?

Kurkuma oder Gelbwurzel (Curkuma longa) ist nahe mit dem Ingwer verwandt und wird oft als Gelber Ingwer bezeichnet. Beide gehören zu den Ingwergewächsen (Zingiberaceae) und kommen auf dem indischen Subkontinent und in Südostasien vor, wo man sie häufig als Nutzpflanze anbaut. Wie beim Ingwer interessiert sich der Mensch weniger für das bis zu einem Meter hohe Kraut als den knolligen Wurzelstock, das Rhizom, das ähnlich geformt ist, aber von intensiv orangegelber Farbe. Sie hat der Kurkuma auch den Namen Safranwurzel eingebracht.

Das Rhizom verwendet man frisch, gekocht oder getrocknet für die Küche oder als Färbemittel für Textilien. Der Geschmack ist pfeffrig-bitter und hat einen charakteristischen, leicht an Senf erinnernden Geruch.

Medizinische Wirkungen von Kurkuma

Kurkuma wird in der traditionellen Chinesischen Medizin, dem indischen Ayurveda und in der Heilkunde Indonesiens seit Jahrhunderten angewendet. Im Deutschen Arzneibuch gehört Rhizoma Curkumae zu den anerkannten pflanzlichen Heilmitteln. Mit steigendem Interesse an Naturheilmitteln hat man inzwischen eine Reihe von Erkrankungen ausgemacht, bei denen Kurkuma einen positiven Effekt haben soll. Hierfür sind vor allem die antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften wichtig:

Kurkuma in der Homöopathie

Kurkuma gehört zu den Mitteln, die in der Homöopathie bisher keiner hinreichenden Arzneimittelprüfung unterzogen wurden. Diese wäre aber notwendig, um Informationen über Arzneimittelbild und Anwendbarkeit einer Substanz zu erhalten. Dessen ungeachtet gibt es auf dem Markt Globuli mit Curkuma longa, die teils ähnlich wie das Naturheilmittel selbst gegen Verdauungsprobleme, Atemwegserkrankungen und Gelenkschmerzen eingesetzt werden.

In Anbetracht der fehlenden Arzneimittelprüfung sollten Sie vor der Einnahme von Kurkuma-Globuli mit Ihrem Homöopathen oder Heilpraktiker sprechen. Im Zweifelsfalle erweist ein Nahrungsergänzungsmittel oder die frische Wurzel den gleichen Dienst. Die für die Homöopathie wesentlich interessanteren Effekte von Hochpotenzen sind so gut wie überhaupt nicht untersucht.

Nahrungsergänzungsmittel mit Kurkuma

Kurkuma und Kurkumin gelten nicht als Arzneimittel und sind daher nur in Form von Nahrungsergänzungsmitteln erhältlich. Diese werden umso heftiger beworben und versprechen, mit hohen Dosen Kurkumin und verbesserter Aufnahmefähigkeit vor Krebs, Diabetes und Alzheimer zu schützen und als Allzweckwaffe gegen Schmerzen und Entzündungen zu helfen.

Hüten Sie sich vor Werbeaussagen, die ein Präparat wie ein Arzneimittel erscheinen lassen – davon gibt es mit Kurkumin bisher kein einziges!

In Nahrungsergänzungsmitteln ist Kurkuma-Pulver in unterschiedlichen Anteilen enthalten, das aus den getrockneten Rhizomen der Gelbwurzel gewonnen wird. Hinzu kommen häufig Extrakte von Schwarzem Pfeffer, dessen Piperin die Aufnahme im Darm verbessern soll, sowie diverse Vitamine, Mineralstoffe und weitere pflanzliche Zutaten.

Solche Nahrungsergänzungsmittel können Sie gerne selber probieren – so gut sie tatsächlich für die Gesundheit sein mögen, von Wundermitteln sind sie trotz aller Versprechungen weit entfernt. Es ist ausgesprochen schade, dass ein an sich vielversprechendes und vor allem altbewährtes Heilmittel mit marktschreierischen Methoden vielerorts in Verruf gebracht wird.

Handicap Löslichkeit

Damit ein Wirkstoff aus Nahrung ins Körperinnere gelangen kann, muss er von der Darmschleimhaut aufgenommen werden. Bei Kurkumin und anderen Kurkuminoiden ist das ein Problem – sie sind allesamt in Wasser kaum löslich. Auch in Fetten ist die Löslichkeit beschränkt, nur in Alkohol oder Aceton vergleichsweise gut. In der Praxis bedeutet das, dass der größte Teil oral aufgenommenen Kurkumins unverändert über den Darm ausgeschieden wird.

Für medizinische Zwecke versucht man die Bioverfügbarkeit durch verschiedene Verfahren zu bessern. Daher ist Piperin aus Schwarzem Pfeffer eine häufige Beimengung Kurkumin-haltiger Nahrungsergänzungsmittel. Der Pfefferextrakt verbessert die Aufnahme um rund das Zwanzigfache.

Neuere Methoden lösen das Problem mithilfe von Cyclodextrinen, Mizellen oder Nanopartikeln. Cyclodextrine sind ringförmige Strukturen aus Traubenzucker-Molekülen, Mizellen kugelige Aggregate von Lipiden, bei denen sich die fettabweisenden Köpfchen außen und die langkettigen Kohlenstoffketten auf der Innenseite anordnen. Ähnlich sehen spezielle Nanopartikel aus. Sie alle können in ihrem Inneren sonst in Wasser unlösliche Substanzen in einer wässrigen Umgebung wie dem Blutserum transportieren.

Hilft Kurkuma gegen Krebs?

Des Öfteren liest man von einer präventiven Wirkung des Kurkumins gegen Krebs. Die meisten Hinweise zu anticancerogenen Eigenschaften stammen aus präklinischen Untersuchungen, sprich Laborexperimenten in vitro an Zellkulturzellen oder in vivo in Tiermodellen. Kultivierte Krebszellen werden durch Kurkumin im Wachstum gehindert und sterben ab, und zudem werden sie gegenüber der zytotoxischen Wirkung von Zytostatika sensibilisiert.

Zellkultur- und Tierexperimente sind nur begrenzt aussagekräftig, sodass man sich für eine sichere Beurteilung auf klinische Studien an menschlichen Probanden verlassen muss. Hier ist die Beweislage noch recht dünn, denn bisher wurden nur Phase I- und Phase II-Studien durchgeführt. Darin geht es vorrangig um die Klärung der Frage, ob ein Medikament sicher und verträglich ist und welche Nebenwirkungen auftreten können. Phase III-Studien, die eine medizinische Wirksamkeit endgültig wissenschaftlich belegen, stehen bislang leider aus.

Zum jetzigen Zeitpunkt konnten Studien noch keinen eindeutigen Beweis für eine nachweisliche Verbesserung der Gesundheit durch die Behandlung mit Kurkuma im Vergleich zur Kontrollgruppe erbringen. Trotzdem ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, denn es laufen mehrere Studien, die Kurkumin für die Prävention und Behandlung von Krebs untersuchen. Auf die Ergebnisse darf man gespannt sein, aber bis man zu gesicherten Erkenntnissen gekommen ist, sollte man den Heilsversprechen diverser Hersteller von Kurkumin-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln kritisch gegenüberstehen.

Sind Nebenwirkungen bei der Anwendung von Kurkuma zu befürchten?

In den als Küchenzutat üblichen Mengen sind Kurkumin und Kurkuma unbedenklich. Allergische Reaktionen sind selten, noch seltener Leberentzündungen und Hautreaktionen (allergische Dermatitis, Kontakturtikaria) bei sehr hohen Dosierungen.

Kurkumin wird nicht nur relativ schlecht resorbiert, es ist zudem instabil und wird schnell abgebaut. Gelangt es in großen Mengen in das Zytoplasma von Zellen, stört es wichtige Enzyme wie die Glutathion-S-Transferase oder Cytochrom P450 der Atmungskette. Daher führt eine Überdosierung zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfällen und Benommenheit. Hierzu sind allerdings erhebliche Mengen erforderlich: In Rahmen zweier Studien bekamen Krebspatienten bis zu vier Monate lang täglich acht Gramm Kurkumin und litten schlimmstenfalls an Übelkeit und Durchfällen.

Wegen der beschränkten Löslichkeit sind die Ergebnisse von Tierstudien mit Vorsicht zu betrachten und nicht unmittelbar auf den Menschen übertragbar. Zudem führte die orale Verabreichung von 2000 mg/kg Körpergewicht bei Ratten zu einem Kurkumin-Blutspiegel von 1,35 µg/ml, wohingegen es sich bei menschlichen Probanden nach gleicher Dosierung nicht nachweisen liess.

Wie es um Nebenwirkungen und Sicherheit neuartiger Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel bestellt ist, die sich alternativer Transportmittel wie Mizellen oder Cyclodextrin bedienen, bleibt im Einzelfall abzuklären. Vor einer langfristigen Einnahme des Zusatzstoffes Piperin wird schon jetzt ausdrücklich gewarnt.

Trotz der begrenzten Bioverfügbarkeit wird Frauen in Schwangerschaft und Stillzeit sowie Patienten mit Gallensteinen ausdrücklich von der Verwendung von Kurkumin in Nahrungsergänzungsmitteln abgeraten.

Im Zweifelsfalle frische Kurkuma!

Bei Nahrungsergänzungsmitteln ist ohnehin immer eine gewisse Vorsicht angebracht, und in der Mehrzahl der Fälle sind sie bei gesunden Menschen mit abwechslungsreicher Ernährung völlig unnötig. Garantiert nichts falsch machen können Sie, wenn sie die Gelbwurzel wie in der traditionellen Medizin Indiens oder Chinas als Naturheilmittel verwenden. Zudem kommen Sie damit wesentlich billiger davon als mit teils obskuren Zutaten und wilden Versprechungen.

Noch einfacher und zudem ausgesprochen schmackhaft ist es, wenn Sie Kurkuma öfters in Ihrer Küche zum Einsatz bringen. Als Zutat hilft die Gelbwurz Verdauungsproblemen vorzubeugen und zu beseitigen. Achten Sie stets darauf, etwas Fett und eine kleine Menge schwarzen Pfeffer mitzuverwenden – beides verbessert die Aufnahme des schwerlöslichen Kurkumins im Darm.

Bekommen Sie bei Ihrem Asia-Händler frische Gelbwurz, sollten Sie die Gelegenheit nutzen und Ihren Gerichten damit einen fernöstlichen Touch verleihen. Haben Sie ein Lieblingsgericht mit Ingwer, verwenden Sie an seiner Stelle ein Stück Kurkuma. Darüber hinaus schmecken viele Nudel- und Bohnengerichte, Gemüseeintöpfe oder Hühnchen ausgesprochen lecker mit dem nicht ganz alltäglichen Würzmittel. Wenn man damit zugleich etwas für seine Gesundheit tun kann – umso besser!

Was sind die Inhaltsstoffe von Kurkuma?

Kurkuma-Pulver besteht aus 60 bis 70 Prozent Kohlenhydraten, Wasser, Eiweiß, Fett, Harz, Ölen und Mineralstoffen. Für die charakteristische Farbe und die pharmakologischen Eigenschaften sind Kurkuminoide verantwortlich. Dabei handelt es sich um schwer wasserlösliche Diarylheptanoide, von denen das Kurkumin am wichtigsten ist. Sein Anteil im frischen Rhizom liegt bei etwa fünf Prozent, im getrockneten Pulver durchschnittlich bei 1,5 Prozent– was nach wenig klingt, sorgt für die intensive Farbe. In Curry-Pulver als Gewürzmischung beträgt er noch etwa 0,3 Prozent.

Wie wirkt Kurkumin?

Kurkumin und seine Abkömmlinge gelten als Antioxidantien, die freie Sauerstoffradikale abfangen und unschädlich machen. Damit lassen sich beispielsweise Schäden an der Erbsubstanz DNA verhindern. Darüber hinaus gilt es als entzündungshemmend und eignet sich somit für die Behandlung chronischer Entzündungen.

Das mengenmäßig überwiegende Kurkumin alleine für gesundheitliche Wirkungen verantwortlich zu machen trifft die Sache vermutlich nicht so ganz. Viele Wissenschaftler gehen anhand der Strukturformeln davon aus, dass andere Kurkuminoide wie DesmethoxyKurkumin oder BidesmethoxyKurkumin wesentlich wirkungsvoller sind. Studien, die das näher untersuchen, gibt es allerdings noch nicht.

Etlichen länderspezifischen Ernährungsgewohnheiten sagt man einen positiven Effekt auf die Gesundheit zu, etwa der Mittelmeerdiät. Ähnliches gilt für eine an der indischen und nepalesischen Küche orientierten Kost an, wobei vieles an Zutaten wie der Gelbwurz liegen dürfte.

Verwendung von Kurkuma in der Küche

In Indien nutzt man Kurkuma seit über 4000 Jahren als Gewürz und Färbemittel. Gerichte erhalten damit einen charakteristischen Geschmack und eine tiefgelbe Farbe. Oftmals verwendet man Kurkuma anstelle des wesentlich teureren Safrans und missbraucht die gemahlene Wurzel zum Strecken von Safranpulver. Während in Indien vorwiegend das Pulver Verwendung findet, erfreut sich die frische Knolle in der thailändischen und chinesischen Küche größerer Beliebtheit.

In Europa ist Kurkumin als Lebensmittelzusatzstoff E100 für die Färbung von Margarine, Teigwaren, Senf und anderen Nahrungsmitteln zugelassen.

Kurkuma richtig aufbewahren!

Holen Sie sich ruhig etwas mehr von der Wunderknolle, wenn Sie welche bekommen! Frische Gelbwurz können Sie in Küchenrolle eingerollt wochenlang im Gemüsefach Ihres Kühlschrankes aufbewahren. Eine andere Methode: Pflanzen Sie ein Stück davon in einen Blumentopf mit Erde. Nach einiger Zeit treibt das Rhizom aus und bildet grüne Triebe. Nach Bedarf können Sie etwas von der Wurzel abtrennen und verwenden.

Die Pflanze können Sie im Sommer auch im Garten wachsen lassen – mit etwas Glück bekommen Sie eine der hübschen, charakteristischen Blüten zu Gesicht! Die Knollen sind allerdings nicht winterfest und müssen im Haus überwintert werden. Schneiden Sie das Grün ab und stecken Sie das Rhizom in einen Blumentopf mit Erde. Oder brauchen Sie die Knolle in der Küche auf, beispielsweise für Goldene Milch.

Rezeptbeispiel Goldene Milch

Eines der beliebtesten traditionellen Heilmittel ist die Goldene Milch aus Milch und Kurkuma. Man sagt ihr nach, vor Erkältungen zu schützen, gegen Magenbeschwerden zu helfen und das Einschlafen zu erleichtern. Häufig verwendet man dafür eine Kurkumapaste, die man aus getrockeneter Kurkuma und Wasser herstellen kann. Dazu müssen Sie das Gelbwurzelpulver mit gerade so viel Wasser anteigen, dass eine feste Konsistenz entsteht. Diese Mischung können Sie ohne weiteres ein paar Tage im Kühlschrank aufbewahren und nach und nach aufbrauchen.

Die schnellste und einfachste Methode zur Herstellung der Goldenen Milch ist, alle Zutaten in einem Mixer gründlich zu durchmischen:

  • Ein Stück frische Kurkumawurzel – alternativ frische Ingwerwurzel plus trockenes Kurkumapulver, beides vorzugsweise in Bio-Qualität;
  • Milch oder Milchersatz. Sojamilch, Mandelmilch, Lupinenmilch und ähnliche Produkte schmecken ebenso gut wie Kuhmilch und sind auch für Vegetarier und Veganer geeignet;
  • Süßungsmittel, beispielsweise Honig, Agavendicksaft, Ahornsirup oder Apfelkonzentrat;
  • Gewürze nach Belieben. Experimentieren Sie mit dem Zauber aus Tausendundeiner Nacht und versuchen Sie Muskatnuss, Zimt, Pfeffer, Koriander, Kardamon…
  • Eine kleine Menge Öl verbessert die Aufnahme im Darm und sollte immer mit dabei sein, etwa Kokosöl, Leinöl oder Hanfsamenöl.

Das Gemisch nach dem Mixen bei sanfter Hitze zwei bis drei Minuten köcheln lassen, fertig! Alternativ dazu können Sie die anderen Zutaten mit heißer Milch oder Milchersatz aufgießen und durchmixen.

Quellen, Links und weiterführende Literatur

  • Verbraucherzentrale: Kurkuma – eine Pflanze für alle Fälle?
    https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/Kurkuma-eine-pflanze-fuer-alle-faelle-13696
  • Deutsches Krebsforschungszentrum (dkfz): Was ist dran: Kurkuma bei Krebs?
    https://www.krebsinformationsdienst.de/fachkreise/nachrichten/2019/fk14-Kurkumin-Kurkuma-krebs.php
  • Stiftung Warentest: Kurkuma: Gewürz ja – Superfood nein.
    https://www.test.de/Kurkuma-Gewuerz-ja-Superfood-nein-5495464-0/
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Autor
Dr. rer. medic. Harald Stephan - Biologe und promovierter Medizinwissenschaftler

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