Aktuelles aus der Homöopathie
Interview mit der Clinica Dr. Spinedi zu Ernährung im Einklang mit homöopathischer Behandlung
Die Homöopathische Klinik Dr. Spinedi behandelt schwerpunktmäßig Patienten mit Krebs und anderen schweren chronischen Erkrankungen. Mit homöopathischen Mitteln wird versucht, Beschwerden der Erkrankung und Nebenwirkungen von Chemotherapien und Bestrahlungen zu lindern.
Bei ihrem Aufenthalt in der Klinik profitieren die Patienten von einer physiologischen Ernährung, die im Einklang mit der homöopathischen Therapie wirkt.
Diesen Ansatz haben wir von Hallo-Homöopathie zum Anlass genommen, ein Interview mit Frau Dr. Iasiello zu führen.
Hallo-Homöopathie:
Frau Iasiello bitte stellen Sie sich unseren Lesern kurz vor.
Frau Dr. Iasiello:
Ich bin Ärztin, Medizinstudium in Italien, Fachärztin für Anästhesie und Notfallmedizin, Klassische Homöopathie. Zusätzlich habe ich einen Master in Ernährungsmedizin. Bis 2015 habe ich als Anästhesistin in öffentlichen Krankenhäusern in Italien gearbeitet. Seit Oktober 2015 arbeite ich als Homöopathin in der Clinica Dr. Spinedi.
Hallo-Homöopathie:
Welchen Schwerpunkt hat die Clinica Dr. Spinedi?
Frau Dr. Iasiello:
Die Clinica Dr. Spinedi behandelt Patienten aus allen Teilen der Welt mit chronischen Erkrankungen. Zusätzlich zu den konventionellen Therapien wird klassisch homöopathisch behandelt. Ziel der homöopathischen Behandlung ist es, die Nebenwirkungen der konventionellen Therapie zu verbessern und die integrative Behandlung der Grunderkrankung. Der überwiegende Teil unserer Patienten sind Krebspatienten, aber wir behandeln auch Patienten mit neurologischen, kardiovaskulären, autoimmunen, metabolischen Erkrankungen. Der integrative Ansatz der beiden Therapiemethoden führt zu einer besseren Lebensqualität, wie diese Studie zeigt:
Frass M, Friehs H, Thallinger C, Sohal NK, Marosi C, Muchitsch I, Gaertner K, Gleiss A, Schuster E, Oberbaum M. Influence of adjunctive classical homeopathy on global health status and subjective wellbeing in cancer patients – A pragmatic randomized controlled trial. Complement Ther Med 2015; 23:309-17. doi: 10.1016/j.ctim.2015.03.004. Epub 2015 Mar 23.
Die Resultate der randomisierten kontrollierten Studie geben einen Hinweis darauf, dass bei Patienten mit Krebs der Allgemeinzustand und das allgemeine Wohlbefinden signifikant von einer zusätzlichen homöopathischen Therapie profitieren.
Zusätzlich gibt es eine prospektive Kohortenstudie und eine retrospektive Untersuchung bei denen die Clinica Dr.Spinedi beteiligt gewesen ist:
Rostock, M., Naumann, J., Guethlin, C., Guenther, L., Bartsch, H. H., & Walach, H. (2011). Classical homeopathy in the treatment of cancer patients--a prospective observational study of two independent cohorts. BMC Cancer, 11(1), 19. https://doi.org/10.1186/1471-2407-11-19
In unserer prospektiven Studie beobachteten wir bei Krebspatienten eine Verbesserung der Lebensqualität sowie eine Verringerung der Fatigue (Ermüdungssyndrom) unter komplementärer homöopathischer Behandlung. Für die Zukunft wären größere Studien mit mehr Teilnehmern wünschenswert, um einen eindeutigen kausalen Zusammenhang zwischen diesen Effekten und der homöopathischen Behandlung herzustellen.
Hallo-Homöopathie:
Was ist der Anlass für die Umstellung der Ernährung in der Klinik?
Frau Dr. Iasiello:
Mittlerweile ist es wissenschaftlich bewiesen, welche große Rolle ein gesunder Lebensstil für alle chronischen Erkrankungen spielt, einschließlich der Krebserkrankungen. Das Ziel der Clinica Dr. Spinedi ist es, die Patienten mit der homöopathischen Behandlung zu begleiten und zu unterstützen. Darin inbegriffen ist alles, was die Behandlung und die Heilung stören könnte. Das Wort «Diät» kommt vom Griechischen: „diàita“, welches eigentlich Lebensstil bedeutet. Dazu gehört auch die Ernährung. Eine Klinik, die mit natürlichen Methoden behandelt, muss die Aspekte wie die Ernährung, Reduktion von Stress, schädliche Umwelteinflüsse, die Verbesserung des Schlafes, soziale und psychologische Aspekte des Patienten berücksichtigen. Von diesen hat die Ernährung eine zentrale Rolle. Jeden Tag führen wir dem Körper Nahrung zu, welche die Behandlung unterstützen oder behindern kann, je nach den Eigenschaften des Nahrungsmittels. Das Ernährungsangebot der Klinik sollte diesen Prinzipien entsprechen.
Hallo-Homöopathie:
Was versprechen Sie sich von der Ernährungsumstellung?
Frau Dr. Iasiello:
Das Projekt der Ernährungsumstellung in unserer Klinik wird im Frühjahr 2020 beginnen. Im Moment arbeiten wir am Menü und an der Schulung des Personals.
Bei Patienten, die sich entscheiden, ihre Ernährung umzustellen, stellen wir eine schnellere und tiefere Antwort auf die Behandlung fest, seien es konventionelle oder natürliche Therapien. Der Allgemeinzustand und die Stimmung verbessern sich schnell und auch die pharmakologischen Therapien sind besser verträglich. Die richtige Ernährung hilft auch beim Entgiften. Die Nahrungsmittel enthalten 25.000 pharmakologisch aktive Substanzen, die die Krankheitsprozesse begünstigen oder aufhalten können (Entzündung, Oxidation und Azidose).
Hallo-Homöopathie:
Wie sieht die Ernährung aus? Inwiefern unterscheidet sie sich von herkömmlichen Ernährungsweisen?
Frau Dr. Iasiello:
Es ist eine nahrhafte und schmackhafte Ernährung auf der Basis antientzündlicher, antioxidativer und basischer Lebensmittel. Die Anzahl der Lebensmittel ähnelt der einer gewöhnlichen Diät. Aber sie berücksichtigt die Notwendigkeit, gegen die Mechanismen der Krankheit vorzugehen. Sie ist weder vegetarisch noch vegan. Lebensmittel tierischer Herkunft sind nicht ausgeschlossen (wie zum Beispiel Fisch), aber sie besteht im Wesentlichen aus pflanzlichen Lebensmitteln.
Hallo-Homöopathie:
Gibt es wissenschaftliche Erkenntnisse oder Richtlinien, wie eine Ernährung Krebskranker optimal aussehen könnte?
Frau Dr. Iasiello:
Der neuen Ernährungsform liegen die Erkenntnisse des WCRF (World Cancer Research Found) und des AICR (American Insitute for Cancer Research) zugrunde.
Der Bericht kann auf folgender Website angeschaut werden: https://www.wcrf.org/dietandcancer.
Der Report ist das Ergebnis einer systematischen Revision aller weltweit existierenden Studien, die den Zusammenhang zwischen Ernährung und Krebs untersucht haben. Er enthält auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse alle Hinweise, wie eine gesunde Diät aussehen muss, um das Auftreten von Krebs zu verhindern. Das gilt unserer Ansicht nach natürlich auch für jede andere chronische Krankheit.
Hallo-Homöopathie:
Inwiefern steht diese Ernährungsweise im Einklang mit der homöopathischen Therapie?
Frau Dr. Iasiello:
Die homöopathische Therapie stimuliert die Selbstheilungsmechanismen, die jedem Lebewesen zu eigen sind. Eine gesunde Ernährung liefert die Basis für diese Prozesse mittels der Aufnahme der Grundnahrungsmittel, aber auch durch viele Moleküle, die den Körper auf biochemischer Ebene informieren und ihn zur Reparatur der Organe und Gewebe anregen. Denken wir nur an die Wirkung der guten Fette, wie die ungesättigten Omega-3 Fettsäuren, die wir nicht produzieren können und die wir deshalb zwingend jeden Tag mit der Ernährung aufnehmen müssen. Das sind Moleküle mit einer sehr starken antientzündlichen Wirkung. Es gibt natürlich viele andere ebenso wichtige Stoffe.
Hallo-Homöopathie:
Gerade für schwer erkrankte Patienten ist die Ernährung wichtig: nicht nur während des Aufenthalts in der Klinik, sondern auch später zuhause.
Frau Dr. Iasiello:
Sicher! Der Aufenthalt in unserer Klinik ist für die Patienten auch eine Zeit zum Nachdenken, zum Reflektieren – mit der Unterstützung Ihres Arztes – über den Lebensstil, was es zu verändern, zu verbessern gibt, um die Therapien und den Heilungsprozess zu unterstützen. Die Ernährung, die sie während des Aufenthaltes bei uns erhalten (ab Frühjahr 2020), hat auch das Ziel, eine andere Ernährungsform kennenzulernen. Es ist natürlich nur der Beginn. Diese Veränderung sollte zu Hause fortgesetzt werden. Der Patient hat die wichtigste Rolle im Heilungsprozess. Er sollte sich bewusstwerden, was ihn krank gemacht haben könnte und sollte alles das verändern, was nicht im Einklang mit einem gesunden Leben steht. Die Ernährung ist dabei einer der wichtigsten Aspekte.
Hallo-Homöopathie:
Werden die Patienten bezüglich der Ernährung während ihres Aufenthaltes in der Klinik speziell geschult, um die Ernährungsweise auch zuhause fortführen zu können?
Frau Dr. Iasiello:
Unser Ziel ist es nicht nur, unsere Patienten gesund zu ernähren, sondern auch, die Essenszeiten zu nutzen, um ihnen zu zeigen, dass gesundes Essen auch schmackhaft ist. Unser Personal (Krankenschwestern, Kellner und Küche) bildet sich seit fast einem Jahr fort, um die Patienten bei der Auswahl der Speisen beraten zu können. Sie erklären, wie man ein gesundes Frühstück zusammensetzt, wie man die Gewürze einsetzt und sie verdeutlichen, dass ein angebotenes Nahrungsmittel eine gute Alternative für etwas anderes ist: Zum Beispiel Hülsenfrüchte statt Fleisch. Von Juni bis September 2019 haben wir in einer Testphase wöchentliche Schulungen mit Patienten durchgeführt, um ihnen die Prinzipien einer gesunden Ernährung zu erklären. Dabei sind wir auf ein großes Interesse gestoßen und haben festgestellt, wie wichtig diese Kenntnisse sind.
Man redet viel über die Ernährung, gut informierte Patienten findet man wenig.
Unser Projekt sieht während des stationären Aufenthaltes einerseits Informationsveranstaltungen für Patienten vor, andererseits planen wir auch individuelle Beratungen, angepasst auf die individuelle Erkrankung. Es gibt noch weiteres im Programm, im Moment ist es noch in der Planungsphase. In Zukunft werden wir weitere Dinge anbieten, um unseren Patienten bewusst zu machen, was einen gesunden und ausgeglichenen Lebensstil ausmacht: beginnend bei der Ernährung.
Vielen Dank für das Interview
Hier können Sich über die Clinica Dr. Spinedi in der Schweiz informieren.
Weitere aktuelle Beiträge
Redaktionelle Leitung und Qualitätssicherung: Heilpraktikerin Ulrike Schlüter
Unsere Quellenangaben
Bitte beachten Sie:
Die hier gefundenen Informationen ersetzen keinen Arztbesuch! Wenden Sie sich bei Krankheiten und Beschwerden an einen Heilpraktiker, Arzt oder Apotheker!